1. Regulation durch Mahlzeiten und Mahlzeitenmanagement
    1. Vor dem Essen
      1. Sehen und Riechen werden vom Körper registriert und senden erste Signale an das Gehirn
    2. Geruch und Geschmack
      1. sind im Gehirn mit konkreten Erinnerungen verknüpft und können Bedürfnis nach Essen auslösen
    3. Kauen und Schlucken
      1. senden Sättigungssignale an das Gehirn (cephalische Reflexe)
    4. Volumen und Gewicht einer Mahlzeit
      1. führt zur Ausdehnung der Magenwand
      2. über Mechanosensoren werden Sättigungsreize ans Gehirn weitergeleitet
    5. Uhrzeit der Mahlzeiteneinnahme
      1. spätere Essensaufnahme am Tag kann sich negativ auf verschiedene Hunger- und Sättigungsfaktoren auswirken
    6. Konsistenz der Nahrung
      1. feste Speisen, die intensiv gekaut werden müssen, verweilen oft länger im Magen und verlängern das Sättigungsgefühl
    7. Mahlzeitenhäufigkeit
      1. für das Hungergefühl und die damit verbundene Kalorienaufnahme scheint es unerheblich zu sein, ob 3 große oder mehrere kleine Mahlzeiten gegessen werden
      2. weniger große Mahlzeiten können bei gestörtem Zucker- und Insulinstoffwechsel vorteilhaft sein
    8. Spezifische sensorische Sättigung
      1. = abnehmendes Verlangen nach einem Lebensmittel oder einer Speise mit zunehmendem Verzehr desselben
      2. variiert je nach Alter
  2. Regulation durch Nährstoffe und Lebensmittel
    1. Alkohol
      1. kann die Appetit- und Sättigungsregulation stören
      2. kann unkontrolliertes Essen sowie Heißhungerattacken auslösen
    2. Beta-Glucane
      1. besitzen ein sehr hohes Quellvermögen und können große Mengen Wasser binden
      2. erhöhen das Mahlzeitenvolumen mit verstärkter Magenwanddehnung und verzögerter Magenentleerung -> höhere und längere Sättigung
    3. Fette und Fettsäuren
      1. steigern die Ausschüttung von Cholecystokinin und GLP-1
      2. signalisieren dem Gehirn verfügbare Energie, woraufhin die Nahrungszufuhr reduziert wird
    4. Kohlenhydrate und Zucker
      1. löst die Ausschüttung von Insulin und Amylin aus
      2. resultiert in Sättigungsbotschaften im Gehirn
      3. ausgelöste Sättigungsreize scheinen aber dosisabhängig bzw. nur sehr kurzfristig zu sein
    5. Laktat
      1. kann vermutlich die Motilität des Magen-Darm-Trakts, das Appetitempfinden und die Bildung und Freisetzung von Hormonen des Verdauungstrakts wie GLP-1 und GIP positiv beeinflussen
    6. Proteine und Aminosäuren
      1. führen neben der Freisetzung von Insulin auch zur Ausschüttung von Cholecystokinin (Sättigungshormon)
  3. Regulation durch Energiebedarf
    1. Leptin
      1. = Sättigungshormon
      2. bei Gesunden ist die Menge im Blut meist nur vor der unmittelbaren Nahrungsaufnahme niedrig und steigt während der Mahlzeit an
      3. bei vielen Übergewichtigen und Adipösen liegt eine sogenannte Leptinresistenz vor, da bei ihnen die Konzentration an Leptin dauerhaft erhöht ist
    2. Ghrelin
      1. = Hungerhormon
      2. Menge im Blut ist vor dem Essen hoch und sinkt während der Nahrungsaufnahme, meist nach 20 bis 30 Minuten, langsam ab
      3. bei häufigen Diäten können permanent hohe Ghrelin-Spiegel auftreten
    3. Sekretin
      1. regt Bildung von Verdauungssäften während der Nahrungsaufnahme an
      2. stimuliert die Glukoseaufnahme und erhöht den Energieverbrauch
      3. verringert im Gehirn Aktivität des Belohnungssystems -> bessere Sättigung/ geringerer Appetit
  4. Weitere Einflüsse
    1. Bewegung und Sport
      1. beeinflusst Zeitpunkt und die gewünschte Menge an Nahrung bzw. Speisen
    2. Darm und Mikrobiom
      1. Bakterium Escherichia coli produziert bei ankommender Nahrung im Darm spezielle Eiweiße, die appetitzügelnd wirken können
    3. Gewichtsabnahme
      1. lässt einerseits Appetit bzw. Hunger ansteigen und andererseits das Sättigungs- bzw. Völlegefühl absinken
      2. Effekte scheinen in Abhängigkeit der gewählten Ernährungsform zu variieren
    4. Gewohnheiten
      1. beeinflussen maßgeblich die Nahrungsaufnahme
      2. bestimmte Gewohnheiten lassen das Hungerhormon Ghrelin ansteigen
    5. Handystrahlung
      1. in Tierstudien kam es unter elektromagnetischer Strahlung zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme bei Ratten
      2. Studie am Menschen: Handystrahlung könnte den Energiestoffwechsel des Gehirns beeinflussen und zu höherer Nahrungsaufnahme führen
    6. Medikamente und Erkrankungen
      1. bestimmte Medikamente wie Glukokortikoide, Neuroleptika oder einige Antidepressiva steigern den Appetit
      2. hemmend auf Appetit und Hunger wirken bestimmte Erkrankungen wie zum Beispiel schwere Infektionen und Fieberzustände
    7. Stress
      1. dauerhafter negativer Stress verdirbt manchen Menschen den Appetit
      2. andere greifen besonders dann zu ungesunden Snacks und neigen zu unkontrolliertem Essen
    8. Weiblicher Zyklus
      1. Östrogene hemmen über die Interaktion mit verschiedenen Botenstoffen die Nahrungsaufnahme
      2. Gestagene steigern über die Interaktion mit verschiedenen Botenstoffen die Nahrungsaufnahme
  5. 7 Arten von Hunger
    1. Augenhunger
      1. wird durch den Anblick von Speisen hervorgerufen
      2. charakteristisch sind Gelüste nach dem Anblick von ansprechenden Gerichten in Magazinen, im Internet oder in der Speisekarte
    2. Nasenhunger
      1. wird durch den Geruchssinn erzeugt
      2. beispielhaft ist Geruch aus der Bäckerei, von gebratenen Würstchen auf der Straße oder auch aus Mutters Küche
    3. Mundhunger
      1. wird durch den Geschmack einer Speise ausgelöst
      2. typisch sind süß schmeckende Köstlichkeiten, salzige Knabbereien und würzige Käsewürfel
    4. Magenhunger
      1. wird als „Loch“ im Bauch wahrgenommen
      2. ist von evolutionärer Herkunft und soll an die überlebensnotwendige Nahrungsaufnahme erinnern
    5. Herzhunger
      1. wird meist durch Emotionen ausgelöst
      2. Kummer, Frust, Sorgen oder Angst lassen (vorzugs-weise) zu Süßem und/oder Fettigem greifen
      3. Freude wie in Geselligkeit, zu Feiern und Festen lässt uns mehr und ohne Hunger essen
    6. Gedankenhunger
      1. beginnt im Kopf
      2. erzeugen ganz bestimmte Vorstellungen zu Essen und Trinken
      3. teilt gern rational in gesund und ungesund ein und nimmt auf die echten Bedürfnisse wenig Rücksicht
    7. Zellulärer Hunger
      1. kommt als Rückmeldung unserer Körperzellen auf
      2. Appetit auf bestimmte Lebensmittel steigt, wenn Defizit an enthaltenen Nährstoffen vorliegt
      3. beispielhaft ist Appetit auf Fleisch (Eisen) nach großen Blutverlusten
  6. Definitionen und Begriffsklärung
    1. Hunger
      1. oft als Gefühl verstanden, das durch ein Bedürfnis nach Essen hervorgerufen wird
      2. Definition: echter, andauernder Mangel an Nahrung
    2. Appetit
      1. Lust, ein bestimmtes Nahrungsmittel bzw. eine Mahlzeit zu verspeisen
    3. Sättigung
      1. Oberbegriff für körperliche Vorgänge, die während der Nahrungsaufnahme signalisieren, dass wir satt sind und daraufhin aufhören, zu essen
    4. Sattheit
      1. Zustand nach der beendeten Nahrungsaufnahme bis zum Auftreten neuer Hungergefühle