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Regulation durch Mahlzeiten und Mahlzeitenmanagement
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Vor dem Essen
- Sehen und Riechen werden vom Körper registriert und senden erste Signale an das Gehirn
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Geruch und Geschmack
- sind im Gehirn mit konkreten Erinnerungen verknüpft und können Bedürfnis nach Essen auslösen
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Kauen und Schlucken
- senden Sättigungssignale an das Gehirn (cephalische Reflexe)
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Volumen und Gewicht einer Mahlzeit
- führt zur Ausdehnung der Magenwand
- über Mechanosensoren werden Sättigungsreize ans Gehirn weitergeleitet
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Uhrzeit der Mahlzeiteneinnahme
- spätere Essensaufnahme am Tag kann sich negativ auf verschiedene Hunger- und Sättigungsfaktoren auswirken
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Konsistenz der Nahrung
- feste Speisen, die intensiv gekaut werden müssen, verweilen oft länger im Magen und verlängern das Sättigungsgefühl
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Mahlzeitenhäufigkeit
- für das Hungergefühl und die damit verbundene Kalorienaufnahme scheint es unerheblich zu sein, ob 3 große oder mehrere kleine Mahlzeiten gegessen werden
- weniger große Mahlzeiten können bei gestörtem Zucker- und Insulinstoffwechsel vorteilhaft sein
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Spezifische sensorische Sättigung
- = abnehmendes Verlangen nach einem Lebensmittel oder einer Speise mit zunehmendem Verzehr desselben
- variiert je nach Alter
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Regulation durch Nährstoffe und Lebensmittel
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Alkohol
- kann die Appetit- und Sättigungsregulation stören
- kann unkontrolliertes Essen sowie Heißhungerattacken auslösen
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Beta-Glucane
- besitzen ein sehr hohes Quellvermögen und können große Mengen Wasser binden
- erhöhen das Mahlzeitenvolumen mit verstärkter Magenwanddehnung und verzögerter Magenentleerung -> höhere und längere Sättigung
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Fette und Fettsäuren
- steigern die Ausschüttung von Cholecystokinin und GLP-1
- signalisieren dem Gehirn verfügbare Energie, woraufhin die Nahrungszufuhr reduziert wird
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Kohlenhydrate und Zucker
- löst die Ausschüttung von Insulin und Amylin aus
- resultiert in Sättigungsbotschaften im Gehirn
- ausgelöste Sättigungsreize scheinen aber dosisabhängig bzw. nur sehr kurzfristig zu sein
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Laktat
- kann vermutlich die Motilität des Magen-Darm-Trakts, das Appetitempfinden und die Bildung und Freisetzung von Hormonen des Verdauungstrakts wie GLP-1 und GIP positiv beeinflussen
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Proteine und Aminosäuren
- führen neben der Freisetzung von Insulin auch zur Ausschüttung von Cholecystokinin (Sättigungshormon)
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Regulation durch Energiebedarf
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Leptin
- = Sättigungshormon
- bei Gesunden ist die Menge im Blut meist nur vor der unmittelbaren Nahrungsaufnahme niedrig und steigt während der Mahlzeit an
- bei vielen Übergewichtigen und Adipösen liegt eine sogenannte Leptinresistenz vor, da bei ihnen die Konzentration an Leptin dauerhaft erhöht ist
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Ghrelin
- = Hungerhormon
- Menge im Blut ist vor dem Essen hoch und sinkt während der Nahrungsaufnahme, meist nach 20 bis 30 Minuten, langsam ab
- bei häufigen Diäten können permanent hohe Ghrelin-Spiegel auftreten
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Sekretin
- regt Bildung von Verdauungssäften während der Nahrungsaufnahme an
- stimuliert die Glukoseaufnahme und erhöht den Energieverbrauch
- verringert im Gehirn Aktivität des Belohnungssystems -> bessere Sättigung/ geringerer Appetit
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Weitere Einflüsse
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Bewegung und Sport
- beeinflusst Zeitpunkt und die gewünschte Menge an Nahrung bzw. Speisen
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Darm und Mikrobiom
- Bakterium Escherichia coli produziert bei ankommender Nahrung im Darm spezielle Eiweiße, die appetitzügelnd wirken können
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Gewichtsabnahme
- lässt einerseits Appetit bzw. Hunger ansteigen und andererseits das Sättigungs- bzw. Völlegefühl absinken
- Effekte scheinen in Abhängigkeit der gewählten Ernährungsform zu variieren
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Gewohnheiten
- beeinflussen maßgeblich die Nahrungsaufnahme
- bestimmte Gewohnheiten lassen das Hungerhormon Ghrelin ansteigen
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Handystrahlung
- in Tierstudien kam es unter elektromagnetischer Strahlung zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme bei Ratten
- Studie am Menschen: Handystrahlung könnte den Energiestoffwechsel des Gehirns beeinflussen und zu höherer Nahrungsaufnahme führen
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Medikamente und Erkrankungen
- bestimmte Medikamente wie Glukokortikoide, Neuroleptika oder einige Antidepressiva steigern den Appetit
- hemmend auf Appetit und Hunger wirken bestimmte Erkrankungen wie zum Beispiel schwere Infektionen und Fieberzustände
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Stress
- dauerhafter negativer Stress verdirbt manchen Menschen den Appetit
- andere greifen besonders dann zu ungesunden Snacks und neigen zu unkontrolliertem Essen
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Weiblicher Zyklus
- Östrogene hemmen über die Interaktion mit verschiedenen Botenstoffen die Nahrungsaufnahme
- Gestagene steigern über die Interaktion mit verschiedenen Botenstoffen die Nahrungsaufnahme
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7 Arten von Hunger
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Augenhunger
- wird durch den Anblick von Speisen hervorgerufen
- charakteristisch sind Gelüste nach dem Anblick von ansprechenden Gerichten in Magazinen, im Internet oder in der Speisekarte
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Nasenhunger
- wird durch den Geruchssinn erzeugt
- beispielhaft ist Geruch aus der Bäckerei, von gebratenen Würstchen auf der Straße oder auch aus Mutters Küche
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Mundhunger
- wird durch den Geschmack einer Speise ausgelöst
- typisch sind süß schmeckende Köstlichkeiten, salzige Knabbereien und würzige Käsewürfel
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Magenhunger
- wird als „Loch“ im Bauch wahrgenommen
- ist von evolutionärer Herkunft und soll an die überlebensnotwendige Nahrungsaufnahme erinnern
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Herzhunger
- wird meist durch Emotionen ausgelöst
- Kummer, Frust, Sorgen oder Angst lassen (vorzugs-weise) zu Süßem und/oder Fettigem greifen
- Freude wie in Geselligkeit, zu Feiern und Festen lässt uns mehr und ohne Hunger essen
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Gedankenhunger
- beginnt im Kopf
- erzeugen ganz bestimmte Vorstellungen
zu Essen und Trinken
- teilt gern rational in gesund und ungesund ein und nimmt auf die echten Bedürfnisse wenig Rücksicht
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Zellulärer Hunger
- kommt als Rückmeldung unserer Körperzellen auf
- Appetit auf bestimmte Lebensmittel steigt, wenn Defizit an enthaltenen Nährstoffen vorliegt
- beispielhaft ist Appetit auf Fleisch (Eisen) nach großen Blutverlusten
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Definitionen und Begriffsklärung
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Hunger
- oft als Gefühl verstanden, das durch ein Bedürfnis nach Essen hervorgerufen wird
- Definition: echter, andauernder Mangel an Nahrung
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Appetit
- Lust, ein bestimmtes Nahrungsmittel bzw. eine Mahlzeit zu verspeisen
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Sättigung
- Oberbegriff für körperliche Vorgänge, die während der Nahrungsaufnahme signalisieren, dass wir satt sind und daraufhin aufhören, zu essen
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Sattheit
- Zustand nach der beendeten Nahrungsaufnahme bis zum Auftreten neuer Hungergefühle