1. Definition und Häufigkeit
    1. Verbreitung: 14 % bei Frauen, 8 % bei Männern
    2. häufigste neurologische Erkrankung in Deutschland
    3. häufigstes Auftreten zwischen 20. und 50. Lebensjahr
    4. Frauen häufiger betroffen als Männer (3:1)
    5. wesentliche Ursache für berufsrelevante Einschränkungen
  2. Ursachen und Risikofaktoren
    1. Genetik
    2. Auslöser/Trigger
      1. Umfeld/ Umwelt
        1. grelles Licht, Lärm, Gerüche
        2. Wettereinflüsse
        3. Saunabesuche
      2. psychische Faktoren
        1. Übermüdung/ Schlafmangel
        2. Stress
      3. Ernährung
        1. Biogene Amine
          1. Käse
          2. Rotwein
          3. Schokolade
        2. zu wenig Flüssigkeit
          1. Wassermangel im Körper
          2. dickflüssiges Blut
          3. zu geringe Versorgung des Körpers mit Sauerstoff
          4. Attacke
        3. zu viel Zucker/ starke Blutzuckerschwankungen
          1. Hypoglykämie nach Hyperglykämie
        4. Konservierungsstoffe
          1. Pökelsalz, Tartazin und Benzoesäure.
        5. Geschmacksverstärker
        6. keine Essstruktur
        7. Alkohol
        8. Zitrusfrüchte
        9. Koffein/ Kaffee
      4. biologische Faktoren
        1. Hormonelle Veränderungen
        2. Medikamente(nmissbrauch)
          1. Schmerzmittel
  3. Klinik
    1. Entstehung
      1. Störungen der Neurotransmitter (Gewebshormone, CGRP) im Trigeminusnerv
      2. Überempfindlichkeit Reizverarbeitung im Gehirn
      3. vorübergehend stärkere Durchblutung bestimmter Gefäße im Gehirn (löst bereits Schmerzen aus)
      4. Entstehung kleiner Entzündungen in den Gefäßwänden (neurogene Entzündung)
    2. Symptome
      1. Ankündigende Symptome (Prodrome)
        1. ⏱️ bis einige Tage vorher
        2. Stimmungsschwankungen
        3. Nervosität
        4. Euphorie
        5. Appetitlosigkeit oder Heißhunger
        6. gesteigertes Kälteempfinden
        7. Konzentrationsstörungen
        8. Gähnen
      2. Aura-Migräne
        1. ⏱️ bei 15-20 % der Betroffenen, 5-60 Minuten, maximal 1 Stunde vor Anfall
        2. Positive Aura-Symptome
          1. Visuell (z. B. helle Linien, Lichtblitze, gezackte Linien, Formen, Objekte): sind am häufigsten
          2. Akustisch (z. B. Tinnitus, Geräusche, Musik)
          3. Sensorik (z. B. Taubheit, Schmerzen, Parästhesien, Allodynie)
          4. Motor (z. B. Zittern, Zucken, sich wiederholende Bewegungen)
        3. Negative Aura-Symptom
          1. Sehprobleme
          2. Sprachstörungen (z. B. Wortfindungsschwierigkeiten, Aphasie)
          3. Gesichtsfelddefekte (z. B. Anästhesie, Taubheit)
          4. Sensibilitätsstörungen
      3. Akutsymptome
        1. ⏱️ wenige Stunden bis 3 Tage
        2. pulsierende, hämmernde Kopfschmerzen (meistens auf einer Seite)
        3. Überempfindlichkeit gegen Licht, Lärm und Gerüche
        4. Übelkeit und Erbrechen
        5. Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Gliedmaßen
      4. Post-Symptome (Postdrome)
        1. ⏱️ meist mehrere Tage
        2. Spannungskopfschmerz
        3. Erschöpfung und Müdigkeit
    3. Folgen
      1. verminderte Lebensqualität
      2. beeinträchtigtes soziales Leben
      3. Schlafprobleme
      4. psychologische Störungen
        1. Depressionen
        2. Angstzustände
      5. Herz-Kreislauf-System
        1. deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko
        2. KHK
  4. Diagnose
    1. Diagnosekriterien
      1. Kopfschmerz
        1. tritt meistens einseitig auf
        2. pulsierender Charakter
        3. mittlere bis schwere Intensität
        4. dauert zwischen 4 und 72 Stunden
        5. verschlimmert sich mit körperlicher Aktivität
        6. tritt (meist) mit Begleitsymptomen auf
          1. Übelkeit und Erbrechen
          2. Licht- und Geräuschempfindlichkeit
      2. Formen
        1. episodische Migräne
          1. 5 einzelne Migräne-typische Kopfschmerzepisoden
        2. chronische Migräne
          1. Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen im Monat
        3. Migräne mit Aura
          1. mindestens 1 Aurasymptom nimmt über mehr als 5 Minuten an Intensität zu
          2. mindestens 2 Aurasymptome treten gleichzeitig auf
          3. Aura-Symptome dauern zwischen 5 und 60 Minuten
          4. mindestens 1 Aurasymptom ist einseitig
          5. mindestens 1 Aurasymptom ist ein positives visuelles Symptom
          6. Aura begleitet oder geht Kopfschmerzen um weniger als 1 Stunde voraus
        4. Migräne ohne Aura
        5. weitere Formen
          1. Migräne mit Hirnstammaura
          2. Aura ohne Kopfschmerz
          3. Ophthalmoplegische Migräne
          4. Vestibuläre Migräne
          5. Hemiplegische Migräne
    2. Anamnese
    3. Kopfschmerztagebuch
      1. Dauer
      2. Häufigkeit
      3. Stärke
        1. Schmerzskala
      4. Ort
      5. Abstand zwischen den Attacken
      6. eventuelle Begleitsymptome
    4. körperliche Untersuchung
      1. zwischen den Attacken häufig unauffällig
    5. bildgebende Verfahren und EEG
    6. Labordiagnostik
  5. Therapie
    1. Medikamentöse Therapie
      1. akut
        1. maximal 10 x pro Monat einnehmen, sonst werden neue Attacken gefördert
        2. nicht-spezifische Schmerzmittel
          1. Tabletten
          2. präventive Spritzen
          3. Acetylsalicylsäure (ASS)
          4. Ibuprofen
          5. Paracetamol
        3. Triptane
        4. Antiübelkeitsmedikamente
      2. vorbeugend
        1. Betablocker: Wie Propranolol oder Metoprolol.
        2. Antiepileptika: Wie Topiramat oder Valproat.
        3. Antidepressiva: Wie Amitriptylin.
        4. Calciumkanalblocker: Wie Verapamil.
        5. Botulinumtoxin: Bei chronischer Migräne kann Botulinumtoxin (Botox) injiziert werden.
        6. CGRP-Antagonisten: Dies sind neuere Medikamente, die speziell zur Migräneprophylaxe entwickelt wurden.
    2. Ernährungstherapie
      1. Nahrungsmitteltrigger erkennen und unverträgliche Lebensmittel meiden
        1. Alkohol
        2. Konservierungsmittel
        3. Geschmacksverstärker und Süßstoffe
          1. Mononatriumglutamat (E621)
        4. Kaffee und Koffein
        5. Kuhmilch
        6. Spezial: Biogene Amine
          1. Histamin
          2. Tomaten
          3. gereifter Käse
          4. Fisch
          5. Schokolade
          6. Rotwein
          7. Tyramin
          8. Phenylethylamin
          9. Serotonin
      2. Blutzuckerspiegel stabil halten
        1. regelmäßige Mahlzeiten
          1. 3 Mahlzeiten täglich
          2. Frühstück
          3. Mittagessen
          4. Abendessen
          5. in Ruhe essen
        2. kein/wenig Weizen und Nudeln
        3. kein/ wenig Zucker
          1. Alternative: Nährstoffkugeln
          2. Waffeln mit zerdrückten Bananen, Beeren und zuckerfreiem Eis
          3. Zucker und Süßungsmittel
        4. ausreichend Ballaststoffe
        5. komplexe Kohlenhydrate bevorzugen
      3. ausreichend trinken
        1. Wasser und Kräutereistees
          1. 1,5-2 Liter täglich
          2. Hilfsmittel
          3. Trink-Apps
          4. Trink-Tagebuch
          5. Tracking-Planer
      4. auf gute Nährstoffversorgung achten
        1. Antioxidantien
        2. Folsäure
        3. Magnesium
        4. Vitamin B2
        5. Omega-3-Fettsäuren
        6. weitere mögliche Einflussfaktoren
          1. Alpha-Liponsäure
          2. Coenzym Q10
          3. Vitamin D
          4. weitere B-Vitamine
          5. Mutterkraut
      5. geeignete Kostform(en) wählen
        1. Fasten und Intervallfasten
        2. Ketogene Ernährung
        3. Eliminationsdiäten
          1. Oligoantigene Diät
        4. Histamin-/Tyraminarme Ernährung
        5. Glyx-Diät
        6. Mediterrane Ernährung
      6. Spezial: Hunger und Sättigung
    3. Bewegungstherapie
      1. Ausdauersport
        1. Laufen
        2. Radfahren
        3. Schwimmen
    4. Physiotherapie
    5. Entspannungstechniken
      1. akut
        1. Pfefferminzöl auf die Schläfen
        2. Fußbad mit Senfmehl (max. 5 Minuten)
      2. Hypnose
      3. Akupunktur
      4. Biofeedback-Verfahren
      5. Meditation & Achtsamkeit
        1. Meditation am Morgen
        2. Mindful Walking
      6. Autogenes Training/ Progressive Muskelentspannung
    6. Alltag und Gewohnheiten
      1. strukturierter Tagesablauf
      2. Einplanung von Ruhephasen
      3. frische Luft
      4. körperliche Überlastung meiden
      5. begrenzter Konsum elektronischer Medien
    7. Therapiematrix